Christian Carion: Merry Christmas

22. Dezember 2020  KEINE KULTUR OHNE KLASSE

von Ulrike Eifler

Weihnachten 1914, an den Grenzen des Ersten Weltkrieges irgendwo in Frankreich stehen sich französische, deutsche und schottische Truppen gegenüber. Nur etwa einhundert Meter trennen ihre Schützengräben voneinander. Nach schweren Gefechten feiern die Soldaten in den Abendstunden des 24. Dezember Weihnachten:

Die Franzosen öffnen Champagnerflaschen, die Deutschen stellen Weihnachtsbäume auf und die Schotten spielen auf ihren Dudelsäcken „Holy Night“. Als die Deutschen plötzlich mit „Heilige Nacht“ einstimmen, bricht sich die Sehnsucht nach Frieden unter den Soldaten Bahn. Es kommt über die drei feindlichen Schützengräben hinweg zu Verbrüderungsszenen. Die Soldaten zeigen sich Fotos von ihren Familien, teilen Champagner und Schokolade miteinander und singen gemeinsam bis zum nächsten Morgen Weihnachtslieder. Die einmal gemachte Erfahrung erschüttert die militärische Disziplin bis ins Mark. An der Front, an der noch einige Tage zuvor eine erbitterte Schlacht um den Sieg tobte, spielen Franzosen, Schotten und Deutsche nun Fußball gegeneinander. Sie tauschen Adressen und verabreden sich für die Zeit nach dem Krieg. Und als zehn Minuten später schwerer Beschuss gemeldet wird, sitzen die Soldaten aus drei verschiedenen Armeen gemeinsam in einem Schützengraben und warten ab, bis die Kampfflugzeuge wieder abziehen. Über die abgefangene Feldpost, erfahren die Offiziere davon, was sich während der Weihnachtstage an der Front abgespielt hatte. Als hinter der französischen Linie eine Katze mit einer Botschaft am Hals abgefangen wird, werden die Truppen der drei Armeen an jeweils andere Frontabschnitte verlegt. Die Botschaft stammte von einem deutschen Soldaten. Sie lautete: „Viel Glück, Kameraden!“

Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit. Im Winter 1914 kam es an mehreren Stellen der Front zu Verbrüderungsszenen und gemeinsamen Weihnachtsfeiern. Danach mussten die Soldaten regelrecht gezwungen werden, weiterzukämpfen. Vereinzelt konnte die militärische Disziplin nur durch Erschießungen wiederhergestellt werden. Regisseur Christian Carion drehte den Film mit Benno Führmann, Guillaume Canet, Gary Lewis und Daniel Brühl in den Hauptrollen. Ein großer Antikriegsfilm mit untergründigem Humor über die Sehnsucht nach Frieden. Ein Film, der Hoffnung gibt.

Ulrike Eifler ist Bundessprecherin der BAG Betrieb & Gewerkschaft