Katja Kipping: Neue linke Mehrheiten

25. November 2020  KEINE KULTUR OHNE KLASSE

„Neue linke Mehrheiten“ lautet die Flugschrift von Katja Kipping. Sie ist als Einladung formuliert, über neue linke Mehrheiten nachzudenken und diese politisch auf der Regierungsbank abzubilden. Kipping beschreibt die aktuelle gesellschaftliche Situation als eine Zeit, in der „Aufbruch und Apokalypse (…) nahe beieinander“ liegen und benennt die wachsende Kriegsgefahr, den drohenden Klimakollaps, den zunehmenden globalen Autoritarismus und die wachsende soziale Spaltung als gesellschaftliche Kipppunkte. Sie können, einmal eingetreten, unumkehrbare Folgen haben und machen deshalb entschlossenes linkes Handeln notwendig.

Für Kipping steht die Gesellschaft darum an einer Wegscheide, die drei mögliche Entwicklungsoptionen zulässt: Zum einen die Gefahr eines autoritären Kapitalismus, der den alten Nationalismus mit marktradikaler Ökonomie und neuer Überwachungstechnologie verbindet. Zum zweiten den ökologisch modernisierten, aber im Grunde weiterhin rücksichtslosen Neoliberalismus. Und schließlich als dritte Option die Perspektive einer sozial-ökologischen Transformation, herbeigeführt durch soziale Bewegungen und eine rot-rot-grüne Regierung. Diese Regierungsmehrheiten links der Union werden zur Handlungsmaxime, zum Ziel und zur politischen Strategie, um die drohenden gesellschaftlichen Kipppunkte abzuwenden. Für Kipping geht es darum, fortschrittliche Politik zu machen, „die nicht mehr nur über Verdrängung und soziale Spaltung lamentiert, sondern sie ernsthaft überwindet“. Das Buch endet mit dem Verweis auf den Psychoanalytiker Reimut Reiche, dass nichts Neues entstehen könne, solange man sich in der Krise an das Alte klammere, und dem Appell an den „Mut zur Hoffnung“.

Katja Kipping: Neue linke Mehrheiten – Eine Einladung. Das Buch ist im Argument-Verlag erschienen und für 8,00 Euro erhältlich.